Wisent–Welt–Wittgenstein. Erlebnisgehege und -ausstellung bei Wingeshausen und Bad Berleburg

Mit freundlicher Genehmigung von Teja Radenbach

Allgemeines

Die Wiederansiedlung von frei lebenden Wisenten im Rothaargebirge ist eines der derzeit international meist beachteten Artenschutzprojekte. Erstmals seit 850 Jahren streifen damit wieder Wisente durch einen deutschen Wald. Die Art umfasst derzeit weltweit wieder etwa 4000 Tiere und steht damit weit oben auf der Roten Liste der weltweit bedrohten Tierarten. Den Anstoß für dieses Projekt im Wittgensteiner Forst gab Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Der Waldbesitzer stellte eine Fläche von 4300 ha (die Größe Manhattans) zur Verfügung, innerhalb der sich die Tiere frei bewegen können. Weitere Initiatoren sind der Verein Taurus Naturentwicklung e. V., Large Herbivore Foundation und die Forstverwaltung des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg.1 Ziele des Wisent - Projektes:

  • Artenschutz
  • Verbindung von menschlichen Nutzungsinteressen mit Lebensansprüchen der Tiere
  • Besuchern ein einzigartiges Naturerlebnis ermöglichen

  • Eine Machbarkeitsstudie, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz und der Zoologischen Gesellschaft, beurteilte die Lebensräume im Rothaargebirge als sehr ,,wisenttauglich”. Wisente benötigen bergiges Land mit Wald und Wiesen. Neben Blättern, Zweigen und Borke von Laubgehölzen ernähren sich die Tiere hauptsächlich von Gräsern und Kräutern. Daneben sind Wisente auf ungestörte Rückzugsmöglichkeiten im Wald angewiesen. Die ökologische Funktion der Wisente als Pflanzenfresser ist in der regionalen Landschaft unbesetzt. Wo die Tiere auf Futtersuche gehen, bleiben Lichtungen offen und artenreiches Grünland entsteht. Durch die Bewegungen der massigen Tiere werden Vegetation und Boden strukturiert. Auf diese Weise können Mikrobiotope entstehen, die Raum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten geben können. Die Interaktionen der Wisente untereinander und mit ihrer Umwelt sind daher auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Beteiligt daran sind die Universitäten Siegen, Frankfurt (Johann–Wolfgang–Goethe-Universität) und Göttingen. Ausgehend von 8 bis 12 Wisenten soll eine der natürlichen Herdengröße von 20 – 25 Tieren entsprechende Herde das 4300 ha große Gebiet besiedeln. Der regelmäßige Austausch reproduktionsfähiger Tiere ist dabei wichtig, um Inzucht zu vermeiden. Dieser eigentlichen Freisetzung vorgeschaltet ist die Eingewöhnung von 12 aus Zoos, Tiergärten oder Wildparks stammenden Tieren in einem 80 ha großen Eingewöhnungsgehege. Außerhalb des Projektgebietes bietet sich für Schulklassen die Möglichkeit die Tiere in einem 35 ha großen Schaugehege zu beobachten, was im Bad Berleburger Ortsteil Aue–Wingeshausen angelegt wird. Dieses Erlebnisschaugehege bietet eine wechselvolle Landschaft mit Tälern, Anhöhen, dichten Wäldern, Wiesen, Sträuchern und Teichen. Entlang des Wisentgeheges führt kein Wanderweg, sondern ein an die Natur angepasster Pfad. Der Rundweg führt u. a. über einen Bergweg zu einer Steinbastion und von dort über eine Hängebrücke zum Baumwipfelweg. Der Baumwipfelweg ermöglicht einen luftigen Spaziergang auf einem Steg über den Baumkronen. Danach führt der Pfad zum Wisentfelsen, an den sich ein Jungwald und ein Kastanienhain anschließen. Zahlreiche Aussichtsplattformen und der Baumwipfelweg ermöglichen eine gute Sicht auf die Tiere und die Region.

    Mit freundlicher Genehmigung von Teja Radenbach

    Die Wisentausstellung Bad Berleburg. Erlebnisausstellung

    2011 wurde in der alten Landratsvilla in Bad Berleburg eine Wisent-Erlebnis-Ausstellung eingerichtet. In drei Räumen auf ca. 70 qm können Besucher in die Welt der Wisente eintauchen. Im ersten Raum wird ein Film über die ,,Wittgensteiner Wisente“ gezeigt. Die Tiere wurden vor Ort gefilmt, so dass man einen guten ersten Eindruck von ihnen bekommt. In den anderen Räumen befinden sich neben Exponaten, auch 10 Schautafeln sowie eine Mediathek, die viele Informationen zur Verbreitung, Lebensraum und Verhalten der Tiere bereit hält. Das digitale Angebot bietet auch interaktive Quiz. Für SchülerInenn bietet die Ausstellung die Möglichkeit der spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit einem bedrohten Großsäuger. Die Ausstellung ist daher idealer Ausgangspunkt einer geplanten Unterrichtseinheit sowie eines Besuches des Erlebnisschaugeheges (Wisent-Welt-Wittgenstein).

    Mit freundlicher Genehmigung von Teja Radenbach

    Didaktische Hinweise

    Für SchülerInnen bietet sich durch das Schaugehege die Gelegenheit, die Wisente aus nächster Nähe kennenzulernen. Der Pfad soll die Illusion erweckt, dass die Menschen hinter dem Zaun stehen und die Tiere frei sind.1 Dadurch wird Lernen mit einer besonderen Art des Naturerlebens verbunden. Dass es sich bei Wisenten um das größte Landsäugetier Europas handelt, bringt eine zusätzliche Motivation, sich auch eigenständig mit den Tieren zu beschäftigen. So können Beobachtungs - und Erkundungsaufgaben gestellt werden, die es den SchülerInnen ermöglichen, sich (z. B. in Kleingruppen) entlang des Geheges frei zu bewegen und ihre Positionen zu variieren. Die zahlreichen Aussichtsplattformen erlauben hierfür unterschiedliche Perspektiven auf die Tiere und ihr Verhalten. Der in einigen Metern über dem Boden angelegte Steg des Baumwipfelweges ermöglicht darüber hinaus einzigartige Ausblicke in die Umgebung. Er vermittelt ein Naturerlebnis, das durch didaktische, erlebnis - und sinnorientierte Elemente entlang des Pfades ergänzt werden kann. Die einmalige Waldlandschaft kann dadurch in einer neuen Dimension erfahren und erlebt werden. Das Wisentgehege mit angeschlossenem Pfad bietet daher vielfältige Möglichkeiten, sich mit Natur und Landschaft auseinanderzusetzen. Die Wisente selbst und die abwechslungsreiche Gestaltung des Pfades machen das Gebiet um das Schaugehege sicherlich zu einem einzigartigen Lernort für SchülerInnen, was mit einer besonderen Qualität des Lernens verbunden sein kann.