Der Kohlenmeiler in Netphen–Walpersdorf mit Köhlerpfad

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Netphen

Allgemeines

Bergbau und Verhüttung geschahen im Siegerland über 2000 Jahre parallel. Mit der Intensivierung des Bergbaus durch verbesserte Fördertechniken konnten größere Mengen Erze gewonnen werden. Zahlreiche Hochöfen entstanden. Temperaturen von über 1000 °C wurden noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Verbrennung von Holzkohle aus regionalen Baumbeständen erreicht. Der Bedarf an Holzkohle war so gewaltig, dass der ,,Import” von Holzkohle aus den umliegenden Grafschaften nötig war und im Siegerland die Haubergswirtschaft entstand. Zur Ausschmelzung von 1 kg Eisen benötigte man die zehnfache Menge an Holzkohle. Für 10 kg Holzkohle musste man 50 kg Holz im Meiler brennen. Das Holz durfte bei diesem Vorgang allerdings nicht verbrennen, sondern musste schwelen.

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Netphen

Erst später löste die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet die siegerländer Holzkohle ab und leitet damit das Ende des einst so wichtigen Wirtschaftszweiges der Köhlerei ein. Der Kohlenmeiler Walpersdorf ist neben dem Meiler im historischen Hauberg Fellinghausen der einzige regelmäßig aktive Meiler im Kreisgebiet. Schulklassen können beim Aufschichten des Meilers dabei sein und so den inneren Aufbau kennenlernen. Interessant ist auch die Entzündung des Meilers durch den im Innern befindlichen Schacht (Quantelschacht) und die Kontrolle des glühenden Holzes durch Methoden der Luftzufuhr. Diese wird durch Löcher erreicht, die in die äußere Bedeckung des Meilers (Grassoden) gestochen werden.

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Netphen

Der (aktive) Kohlenmeiler auf dem Kohlenmeilerplatz ist gleichzeitig auch Ausgangspunkt des Köhlerpfades. Der Pfad ist ein 4,5 km langer Rundweg durch das Siegtal und ein Nebental der Sieg, wo auch ein Kohlenmeiler mit Köhlerhütte besichtigt werden kann. Insgesamt sind 12 Stationen mit Schautafeln entlang des Pfades angelegt. Folgende Stationen bzw. Themen werden angesprochen:

Die Geschichte der Wüstung ,,Patschoß”
→ untergegangene Waldschmiede– und Köhlersiedlung Die Holzköhlerei der Familie Wagener
→ Köhlerhandwerk bereits in der 8. Generation Die junge Sieg
→ Verlauf der Sieg von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein Raummeter und Schüttraummeter → Maßeinheiten für Holz
Festmeter
→ einzelne Holzstämme werden in Festmetern gemessen = 1 m³ Überleitungsstollen zur Obernautalsperre
→ Vergrößerung des Wassereinzugsgebietes Aufbau und Funktion eines Kohlenmeilers Die Soziale Stellung des Köhlers Die Geschichte der Holzkohle
→ vor 2500 Jahren wurde bereits im Siegerland Holzkohle hergestellt Das Siegerländer Hudewesen Historische Meilerstellen
→ Arten der Kohleherstellung Der Hauberg

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Netphen

Didaktische Hinweise

Für Kinder und Jugendliche ist ein ,,Köhlerquiz” entwickelt worden. Dafür gibt es an jeder Station eine Frage mit drei Antworten, von denen nur eine richtig ist. Die richtige Antwort können SchülerInnen finden, wenn sie sich die verschiedenen Texte durchlesen. In einem Behälter liegen kleine Stücke Zeichenholz (aus Lindenholz), in einem anderen Behälter finden sich die Bögen mit den Fragen. Die Lösungen sind an der letzten Tafel zu finden.
Der Kohlenmeiler und Köhlerwerg Walpersdorf bietet Schulklassen einen guten Überblick über die historische Holzkohlegewinnung im regionalen Raum. Einmal selbst beim Aufbau eines Meilers mitzuwirken stellt für SchülerInnen ein hohes Lernpotential durch Handlungsorientierung und entdeckendes Lernen dar. Der Köhlerweg vermittelt aber nicht nur Kenntnisse der Kohleherstellung sondern spricht gleichzeitig auch viele weitere Themen an, die für den Biologieunterricht interessant sind: Maßeinheiten für Holz, Trinkwassergewinnung, Hudewesen und Hauberg. Ein für die Biologie neuartiger Aspekt ist die Nutzung der Holzkohle als Düngemittel. Fein zerstäubt unter die Erde gemischt, kann nach neueren Untersuchungen eine Ertragssteigerung bis um das Fünffache erreicht werden.