Die Abfallentsorgungsanlage Siegen-Fludersbach

Mit freundlicher Genehmigung Teja Radenbach

Allgemeines

Die Abfallentsorgungsanlage in Siegen–Fludersbach ist die größte Deponie im Kreisgebiet. Für die Endlagerung des Abfalls wurde seit 1945 das Tal des Fludersbaches genutzt. Zunächst wurde der Müll ohne jede Basisabdichtung auf dem Untergrund abgelagert. Nach der kommunalen Neugliederung erfolgte die Umstellung der Deponie zu einer ,,Geordneten Deponie”. Die Geordnete Deponie stellt eine Abgrenzung zur Müllkippe dar. Die Müllkippe war vor Inkrafttreten des Abfallgesetzes (1970er Jahre) eine gängige Form der Abfallentsorgung. Die geordnete Deponie ist ein technisches Bauwerk, in dem verschiedene Abfallarten nach definierten Vorgaben planmäßig eingebaut werden. Sie verfügt über Basisabdichtungssysteme für die Ableitung von Sickerwasser und Entgasung. Alle Vorgänge (Abfalleinbau, Abfallmengen, Gas– und Sickerwassermengen) werden dokumentiert. Die Abfalldeponie Fludersbach führt seit dem Jahr 2009 keine Endlagerung des Abfalls mehr durch. Alle ehemaligen Abfallflächen sind versiegelt und sollen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten renaturiert werden. Der Müll wird heute nur noch in einer Umladestation gesammelt und zur Müllverbrennungsanlage (die nächste ist in Iserlohn) transportiert. Das Endprodukt ist ein feiner Staub, der beispielsweise im Straßenbau eingesetzt werden kann. Eine weitere Aufgabe der Deponie ist das Auffangen des Sickerwassers, was an die nächste Kläranlage weitergeleitet wird, um so eine Vergiftung der umliegenden Gewässer zu vermeiden. Zusätzlich ist ein umfangreiches System an Rohren im Deponiekörper verlegt worden, um die Verwesungsgase aufzufangen. Die Gase enthalten neben CO² bis zu 70 % Methan und sind daher für die Energiegewinnung relevant. Die Deponieverstromungsanlage liefert auf diese Weise für die nächsten 5 Jahre Strom. 2009 wurden 5.047.500 kW Strom produziert. Um die Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen zu testen, wurde noch während der Zeit der Abfallentladungen 1991 auf dem Deponiegelände ein Biotop angelegt. Dieses umfasst einen kleinen Teich mit Fischen und Fröschen und verschiedenen Pflanzen. Es zeigte sich, dass selbst die Erschütterungen der in unmittelbarer Nähe stattfindenden Müllentladung durch die Müllwagen und der entstehende Staub keine Beeinträchtigung für die Lebensgemeinschaften zur Folge hatten. Ähnlich könnten die in den nächsten Jahrzehnten geplanten Renaturierungsmaßnahmen des Deponiegeländes aussehen, so dass nur noch die Rohrleitungen für das Deponiegas auf den tatsächlichen Untergrund hinweisen.

Didaktische Hinweise

Auf dem Gelände der Mülldeponie bieten sich für Schulklassen verschiedene Möglichkeiten an, dass Thema Müll zu konkretisieren. Grundlegende Informationen können durch eine Führung erlangt werden. Diese beinhaltet drei Stationen:

1. Station: Deponiefläche oberer Bereich
→ Erläuterung der Deponiegeschichte, Ausführungen über Deponiefläche und Volumen, Beschreibung des Deponieaufbaus (Basisabdichtung, Gasfassung usw.) sowie der Stilllegungsphase der Deponie

2. Station: Umladestation Restmüll–Biomüll
→ Verfahrensbeschreibung des Abfallumschlages, Angaben über Tagesmengen, die zur Verbrennung transportiert werden. Erklärung des Verfahrens zur Kompostierung. Aufzeigen von Verwendungsmöglichkeiten von Kompost

3. Station: Deponiegasverstromungsanlage
→ Erläuterung der Anlagentechnik, Beschreibung der Entstehung von Deponiegas durch den Abbau organischer Substanzen im Deponiekörper. Auswirkungen von Deponiegas auf den Deponiebertieb im Hinblick auf Sicherheitsmaßnahmen

Die Herangehensweisen an dieses so wichtige Thema können durchaus unterschiedlich sein. Die Lehrkraft sollte vor Untersuchungen oder Führungen Rücksprache mit den Deponiemitarbeitern halten, um so alle Möglichkeiten ausschöpfen zu können. Die Themenvorschläge sollten auf das Bewusstsein der SchülerInnen über den Verbleib des eigenen Mülls ausgerichtet sein und unter dem Begriff der Nachhaltigkeit gesehen werden:

  • Untersuchungen und Experimente auf dem abgedeckten Deponiekörper (Boden, Pflanzen usw.) und am Biotop Teich (Wasseranalyse)
  • Recycling und Verwertung (Haushaltsmüll, Biomüll, Bio– bzw. Deponiegas)
  • Patenschaft für ein zu renaturierendes Stück Deponie (Bepflanzungen, Anlegung von Teichen, Trockenmauern usw.)

  • Neben dem klassischen Thema Müll, eröffnet sich auf dem Gelände der Deponie noch ein weiteres (ungeahntes) Thema: die Ornithologie. Die Biomülllagerung sorgt hier für große Vogelbestände, die aus nächster Nähe beobachtet werden können. Hier bietet sich die Möglichkeit, die Schulklasse mit Ferngläsern auszustatten und auf Beobachtungstour zu gehen und viele seltene Vogelarten zu entdecken. Gerade die Stilllegung der Deponie und die Renaturierung des Areals machen die Abfallentsorgungsalage zu einem interessanten Lernort für die Biologie, wo Raum für experimentelles Lernen und konstruktive, kreative Zukunftsvorstellungen bleibt.